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Ein Erfahrungsbericht von Lukas Roos, Student an der DHBW Mosbach

Ein Semester lang, also drei Monate, war ich nun in Amerika. Genauer gesagt an der Oregon State University in Corvallis, 60 Meilen entfernt von der Westküste. Ich habe dort gelebt, gelernt, gefeiert und mich selbst weiterentwickelt. Das ist mein Bericht über meinen Aufenthalt auf der anderen Seite des Großen Teichs.

Auslandssemester Oregon State University

DHBW-Austauschprogramm

Fangen wir von Vorne an: Wie kam es zu dem Auslandssemester?

Die DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) bietet jedes Jahr den zukünftigen Viert-Semesterstudenten einen Aufenthalt an einer der über 200 Partneruniversitäten im europäischen- und internationalen Ausland an. Mit einem Notenschnitt von mindestens 2,5 kann man sich auf einen solches Programm bewerben, was ich auch getan habe.

Für mich war schon immer klar, dass ich nach Amerika möchte, weshalb ich mich auch direkt auf einen Platz an einer der acht amerikanischen Universitäten beworben habe.

Die Vorbereitung

Nach der erfolgreichen Bewerbung und einer Zusage der Oregon State University (OSU) für den Spring Term, April bis Juni 2024, standen nun Planung und Vorbereitung auf dem Plan. Drei Monate Aufenthalt, ein viertel Jahr, über 11.000 Kilometer von Zuhause entfernt und neun Stunden Zeitverschiebung sind dabei alles Dinge, die man beachten muss.

Neben finanziellen Aspekten, Einreisedokumenten und Reiseplanung sind vor allem auch der Wohnort, Versorgung und Sicherheit, Themen die viel Aufmerksamkeit erfordern. Telefonate, E-Mails und Termine standen an der Tagesordnung, da all dies innerhalb von zwei Monaten organisiert und gesichert sein musste.

Zu dieser grundsätzlichen Planung stand auch noch die Kurswahl an der OSU an. Anders als an der DHBW gibt es keinen festen Lehrplan für jeden Studenten. Die amerikanische Universität stellt einen Kurskatalog bereit, aus dem sich jeder Student seinen eigenen individuellen Lernplan erstellen kann.

Die DHBW hat eine Mindestkursanzahl von vier Kursen festgelegt, die belegt werden müssen. Des Weiteren müssen diese Kurse mit den Lerninhalten des vierten Semesters in Deutschland vergleichbar sein. Nach langer Recherche und Hilfe des International Offices der DHBW und des Kursberaters der OSU konnte ich vier Kurse finden, die sowohl meinen Interessen, aber auch den Anforderungen beider Universitäten entsprachen.

Anreise und Unterkunft

Ende März ging es dann also los. Vom Frankfurter Flughafen über Dallas nach Portland und dann mit einem Flughafentransfer nach Corvallis. Nach dieser circa 30-stündigen Reise kam ich im „iHouse“ an. Eine Unterkunft, die mir von unserem Ausbilder Herrn Richter empfohlen wurde. Er hat in seinem Studium ebenfalls ein Auslandssemester dort verbracht.

Auslandssemester Unterkunft

Das iHouse ist ein Studentenwohnheim, hauptsächlich für internationale Studenten, das aber auch von „Locals“ bewohnt wird. Das Haus hat circa 25 Bewohner, weshalb ich ziemlich froh über mein Einzelzimmer war, das mir eine sonst eher seltene Privatsphäre ermöglicht hat. Neben gemeinsamen Aktivitäten wie Volley- und Paddleball, Billiard und Tischtennis veranstaltet das Haus regelmäßig Events und Partys, zu denen teilweise hunderte Besucher kamen.

Auslandssemester Zimmer

Das Haus ist demokratisch organisiert. Das heißt, über die Verwendung des durch die Event erwirtschafteten Geldes wird abgestimmt. So wird das Haus permanent verbessert und in Stand gehalten.

Zudem bekommt jeder Bewohner einen „Chore“, dass ist eine Aufgabe, die er einmal die Woche erledigen muss, wie zum Beispiel, Küche reinigen.

Das iHouse hat eine sehr gute Lage und ist nur zehn Minuten zu Fuß von der Universität und dem nächsten Supermarkt entfernt, die riesige Sportanlage ist in etwa 15 Minuten zu erreichen.

Die Universität und das Studieren

Die Universität ist quasi eine eigene Stadt mit ungefähr 30.000 aktiven Studenten und 155 Gebäuden. Die beiden wichtigsten davon für mich waren die College of Business Gebäude „Austin Hall“ und „Learning Innovation Center“, in denen ich alle meine Vorlesungen hatte. Neben den Vorlesungen gab es zudem wöchentlich zu erledigende Assignments, bei denen es sich um Quizze, Essays und Aufgabenblätter handelt. Aus diesen Assignments, sowie den Midterm-Examen und Finals setzten sich dann auch die Noten der einzelnen Kurse zusammen.

Learing Innovation Center

Die Kurse, für die ich mich entschieden hatte waren: Macroeconomics, Leadership, Managing Organizations und Finance. Durch dieses Portfolio an Kursen, konnte ich das amerikanische Finanz- und Wirtschaftssystem, aber auch einige Bereiche der Personalführung kennenlernen.

Die Kurse fanden alle in Präsenz statt und wurden durch Online-Assignments ergänzt. Im Vergleich zur Unterrichtsweise in Deutschland ist der außerschulische Aufwand deutlich höher: Insgesamt werden zwei bis drei Klausuren pro Fach geschrieben und es gibt verpflichtende „Hausaufgaben“, die jede Woche erledigt werden müssen.

Die Anwesenheit ist freiwillig, jedoch ist Präsenz sehr zu empfehlen, um sich mit dem Sprachgebrauch und den Fachbegriffen vertraut zu machen. Außerdem gewinnt man so neue Kontakte, die besonders in Bezug auf Organisatorisches sehr hilfreich sein können. Die Dozenten bieten zudem nach der Vorlesung die Möglichkeit, mit Fragen, Anmerkungen und Anregungen direkt auf sie zuzukommen, was insbesondere am Anfang des Semesters sehr hilfreich war, um Unklarheiten und Verständnisprobleme direkt aus dem Weg zu räumen.

Die Examen sind meist in Multiple-Choice-Form, weshalb man sich mit den ausgegebenen Fragenkatalogen gut auf die Klausuren vorbereiten konnte. Wenn auch manche Kurse deutlich anspruchsvoller und zeitaufwendiger waren als andere, ist es dennoch realistisch möglich, sehr gute Ergebnisse zu erzielen, oft sogar besser als der amerikanische Durchschnitt.

Sportliche Freizeit

Sport ist in der Amerikanischen Kultur ein sehr wichtiger Bestandteil und ist das Identifikationsobjekt zwischen Studenten und Universität. Aber nicht nur der Campus, sondern auch ganz Oregon ist Fan der „Beavers“. Die Beavers sind die an Ligen und Wettbewerb teilnehmenden Sportteams des Colleges. In vielen Teilen von Amerika ist Collegesport beliebter als Profisport und so auch an der OSU. Die jeweiligen weiblichen und männlichen Teams in den Sportarten American Football, Basketball, Baseball, Softball und Volleyball, sowie Turnen und Tennis genießen ein sehr hohes Ansehen und können regelmäßig nationale Erfolge feiern.

Dementsprechende Ausmaße hat auch der Sportabteil des Campus‘: Das Dixon Recreation Center besteht aus einem Fitnessstudio, einem Schwimmbad, einer Kletterhalle, Powerlifting-Räumen, Basket- und Volleyballhallen, Boxing- und Wrestlinghallen, Federballplätzen, Tennis- und Tischtennisplätzen, einem Universalsportplatz, Fußballplätze, Beach-Volleyballplätze, Football- und Baseballfeldern und einem Track- and Field-Platz. Dazu kommen noch die verschiedenen Arenen, unter anderem mit dem prominenten „Reser Stadium“, dessen 40.000 Plätze bei jedem Footballspiel ausverkauft sind.

Stadion

Sämtliche Sportbereiche können von Studenten kostenfrei verwendet werden. Man kann sich zudem jegliche Sportausstattung ausleihen, wie Bälle, Handtücher, aber auch Outdoor-Artikel wie Zelte, Surfbretter und Fahrräder. Neben den „professionellen“ Sport-Teams gibt es auch noch diverse Clubs für alle möglichen Sportarten, denen man beitreten kann, um als Team zu spielen und neue Bekanntschaften zu schließen.

Nach der Umgewöhnung an die neue Wohnsituation, Überwindung des Jetlags und Anpassung an die Gewohnheiten und Sitten der Amerikaner hat der Mix, der sich aus diesen drei Bereichen: Wohnen, Universität, Sport zusammengesetzt hat, für abwechslungsreiche Woche und Monate gesorgt. Dieser wurde noch durch Ausflüge in die wunderschöne Landschaft von Oregon, Besuchen in einer der vielen Bars in Corvallis und sonstigen Unternehmungen mit neugewonnen Freunden ergänzt.

Der Roadtrip

In der „Finals week“ werden alle Abschlussarbeiten geschrieben, was gleichzeitig das Ende des Semesters bedeutet. So auch für mich. Jedoch war meine Reise hier noch nicht vorbei. Nach dem Auszug aus dem iHouse habe ich mich mit einem Mietwagen auf den Weg Richtung Kalifornien gemacht.

Route Roadtrip

Mein Roadtrip hat mich die Westküste hinunter durch die Redwood-Forests, nach Sacramento, den Yosemite National Park, San Francisco, das Death Valley und über Las Vegas nach Los Angeles geführt.

Auf dieser Reise habe ich die Kultur und das Land noch einmal ganz anders kennengelernt. Neben all den besonderen und schönen Eindrücken habe ich mich aber auch selber nochmal weiterentwickelt.

Zwei Wochen alleine durch ein fremdes Land zu reisen, Städte zu besichtigen, Wanderungen zu machen, die Natur zu genießen und gleichzeitig nie zu wissen, wo man den aktuellen Tag beendet, war eine prägende, und sehr schöne Erfahrung.

Fazit

Das Auslandssemester war in allen Aspekten ein voller Erfolg für mich. Ich hatte mir die Ziele gesetzt, etwas Neues zu lernen, Amerika als Land kennenzulernen, neue Kontakte zu knüpfen und einfach eine gute Zeit zu haben. All das und noch mehr habe ich in dieser Zeit erleben dürfen.

Ich kann jedem ein Auslandssemester nur empfehlen, der dazu bereit ist, so lange auf eine Reise zu gehen und offen für Neues ist. Es ist eine einmalige Erfahrung, die einen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterbringt.



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